New York und San Francisco waren tolle Erlebnisse. Aber der richtige Urlaub beginnt erst jetzt. Ein Roadtrip quer durch Kalifornien. Der erste Teil führt von San Francisco nach Monterey. Für die knapp 125 Meilen (rund 200 km) entlang der California State Route 1 (CA-1) oder auch Highway No 1 sind es rund 2,5 Stunden reine Fahrzeit.
Als wir den Mietwagen – einen Toyota Corolla in dunkelgrau – übernehmen, bin ich doch etwas nervös. Für mich werden es die ersten Meilen auf den amerikanischen Straßen sein. Spiegel und Sitz einstellen, grob mit der Bedienung vertraut machen und dann auf in den Großstadtverkehr von San Francisco. Als Navi fungiert das Handy mit den zuvor offline verfügbar gemachten Karten von Google Maps.
Schon nach wenigen Minuten befinden wir uns auf der Interstate 280 und mir fällt ein erster Stein vom Herzen. So schlimm wie erwartet war es glücklicherweise nicht. Man merkt deutlich, dass die Vereinigten Staaten von Amerika eine Autofahrernation sind. Was uns dazu noch auffällt: im Gegensatz zum Straßenverkehr in Deutschland achtet man hier mehr aufeinander. Im südlichen Teil der Stadt verlassen wir dann die Interstate und wechseln auf den Highway 1. Der berühmte Nebel von San Francisco begleitet uns hier auf den nächsten Meilen, die Küste ist manchmal nur schemenhaft zu erkennen und die Temperaturen sind mit unter 10°C auch ziemlich frisch und alles andere als sommerlich.
Nach gut 20 Meilen hat sich das Bild mittlerweile geändert. Statt Großstadt gibt es jetzt Landschaft mit Hügeln, vielen Bäumen und ab und an Blicken auf den Pazifik zu sehen. Unweit vom Devil’s Slide Bunker nördlich von Moss Beach halten wir das erste Mal an. Alles fühlt sich herbstlich an, obwohl es eigentlich Juni ist. Nebel, ein frischer Wind und dementsprechend kalt fühlt sich die Luft an. Irgendwo hinter den Bäumen muss das Meer sein, denn die Wellen sind deutlich zu hören. Ein schmaler Pfad führt auf den oberen Rand der Klippen, ein weiterer bis an den Strand hinab. Manchmal soll man von hier aus Wale sehen können, doch die vernebelte Aussicht macht alle Hoffnung auf Walsichtungen zunichte.
Vom Winde verweht und etwas durchgefroren, aber zugleich bereits von der Landschaft beeindruckt, kehre ich zurück zum Auto. Aufwärmen, von der tollen Aussicht berichten, dann geht die erste Roadtrip-Etappe weiter. Auch auf den weiteren Meilen ist Nebel stets unser Begleiter. Die Vorstellung vom sonnigen Kalifornien ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas getrübt. Nach 30 Meilen biegen wir spontan vom Highway 1 ab und folgen der Beschilderung zum Pigeon Point Lighthouse. Bereits 1871 wurde der 35 Meter hohe Leuchtturm errichtet, womit er einer der höchsten an der amerikanischen Westküste ist. Er ist noch immer im Dienst und führt die Schiffe aus Richtung Süden in die Bucht von San Francisco.
Bis Monterey sind es noch gute 73 Meilen. Kurz nachdem wir wieder zurück auf dem Highway 1 sind, reißt die Nebeldecke auf und gibt den lang ersehnten blauen Himmel frei. Kalifornien sieht gleich umso schöner aus, auch wenn es noch immer kühl ist. Solange wir uns in der Nähe der Küste aufhalten wird sich das auch nicht ändern, dafür ist der Pazifik zu einflussreich. Trotzdem – Natur und Landschaft hier sind wundervoll. Sie erinnert mich ein bisschen an die Westküste Mallorcas, an die Umgebung entlang der dortigen MA-10. Nur noch krasser, noch atemberaubender. Am Pelican Rock legen wir auf diesem Roadtrip die nächste kleine Pause ein. Die Straße trennt hier nur ein schmaler Streifen von den Klippen und dem tieferliegenden Strand.
Vor uns liegt der blaue und kalte Pazifik, unter uns der Strand und beim Blick nach links und nach rechts sieht man kilometerweit die Küste entlang, bis zur Nebeldecke zurück. Wie so oft können Bilder diese Aussicht nicht transportieren, denn sie zeigen nur einen Ausschnitt aus dem Ganzen. Und dieses Ganze ist an dieser Stelle schon ziemlich schön anzusehen, obwohl dieser Streckenabschnitt des Highway 1 noch nicht einmal der beeindruckendste ist.
Zu den Klängen von “California” (Phantom Planet) setzen wir die Reise schließlich fort. Fahrerwechsel – ich sitze von nun an auf dem Beifahrersitz und genieße die Landschaft. Roadtrip-Feeling pur. Meine Blicke wandern über das Meer, über die Felder, die Straße entlang. Mit der passenden Musik macht die Strecke gleich nochmal so viel Freude, zugleich setzen sich die hier erlebten Momente im Gedächtnis fest und bleiben noch lange Zeit erhalten.
Als wir aus der Ferne einen alten amerikanischen Truck am Straßenrand entdecken, halten wir an. Er dient als Werbeschild für die Swanton Berry Farm, die neben Feldern zum Selberpflücken von verschiedenen Beerensorten auch einen kleinen Verkaufsraum mit Sitzmöglichkeiten betreibt. Momente wie diese sind die, die einen Roadtrip ausmachen: manchmal entdeckt man die kleinen und feinen Sachen einfach spontan neben der Straße. Der hier angebotene Blueberry Pie schmeckt himmlisch und stimmt uns auf den nun folgenden ländlichen Lebensstil der Amerikaner ein. Denn das Großstadtleben liegt nun weit entfernt hinter uns. Gestärkt und motiviert für die restlichen knapp 65 Meilen rollen wir vom Feldweg wieder auf die Straße.
Für die nächsten drei Tage liegt nun der dunkle Asphalt des Highway 1 vor uns. Schon jetzt bin ich von den Aussichten entlang der Küste ganz hin und weg. Man mag mir verzeihen, dass ich von den weiteren Strecke nach Monterey keine Bilder mehr habe. Doch statt die Landschaft und die Strecke durch den Sucher der Kamera zu sehen habe ich es bevorzugt, sie mit meinen eigenen Augen zu sehen – Kalifornien einfach auf mich wirken lassen. Schon diese Strecke ist landschaftlich sehr schön anzusehen, doch ich freue mich schon etwas auf den nächsten Tag. Denn dann geht es stilecht auf den schönsten Teil des Pacific Coast Highways.
California, California
Here we come!
Phantom Planet – “California”
[…] packen die Sachen zusammen, schnappen uns den Autoschlüssel und verlassen das Motel in Monterey. Schon wie einen Tag zuvor ist es zwar sonnig, aber relativ frisch. Mit dem Mietwagen fahren wir gemächlich durch das ruhige […]