Im Golden State hat sich die Sonne wieder an den Himmel über Monterey erhoben. Egal ob daheim in Deutschland oder hier in Kalifornien: mit Sonnenschein steht es sich definitv leichter auf.
Schon kurz nach dem Frühstück packen wir wieder unsere Sachen in den Mietwagen. Auf Knopfdruck öffnet sich das Verdeck und schon wenig später sind wir bei bestem Wetter und gewohnt kühleren Temperaturen auf dem Weg zum 17-Mile Drive. Für 10,25 $ (Stand Februar 2019) erhält man die Genehmigung, die 17 Meilen lange und landschaftlich sehr schöne Küstenstraße befahren zu dürfen. Mit dabei gibt es eine Karte der Halbinsel, auf der die Highlights mit Informationen, Hotels und Resorts eingezeichnet sind.
Im Vergleich zum gestrigen Roadtrip nach Big Sur ist diese Strecke zwar deutlich kürzer, dennoch bietet sie fast genauso viele Haltepunkte und natürliche Sehenswürdigkeiten. Bekanntester Ort auf diesem Trip dürfte Pebble Beach sein.
Von Monterey aus ist der Strand der Spanish Bay der erste Halt. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte über den sandigen Weg, bis man schließlich am weißen Strand steht. Bedingt durch den stetigen Westwind und die vielen Wellen hat der Pazifik viele Algen an Land gespült, wobei es sich aber nur um einen optischen Mangel handelt: zum entspannten Liegen am Strand ist es ohnehin viel zu kühl.
„Wenn ich schon mal hier am Strand bin, dann möchte ich wenigstens den feinen Sand zwischen den Zehen spüren“, denke ich mir noch und ziehe kurz darauf meine Schuhe und Socken aus. Der Wind weht frisch, die Luft ist kühl, nur der Sand ist durch die Sonneneinstrahlung etwas aufgewärmt. Ich laufe über den weichen Boden, Richtung Pazifik. Vor meinen Augen zerbrechen die Wellen in der starken Brandung der Bucht und erreichen als weiße, aufgeschäumte Gischt das Land.
Jetzt oder nie: durch genau diese Gischt werde ich jetzt laufen. Einmal das Wasser des Pazifiks um meine Füße plätschern lassen. Nur wenige Momente lasse ich mir das nochmal durch den Kopf gehen, doch zu spät: wie eine eisige Peitsche trifft mich der Pazifik und ich verstehe, warum niemand sonst hier barfuss durch das Wasser läuft.
Trockenen Fußes rollen wir schließlich auf die Straße zurück und steuern den nächsten Halt bei Point Joe an. Überall im Wasser finden sich zerklüftete und scharfe Felsen, an denen sich die Wellen brechen. Dieser aufgewühlte Abschnitt vor der Küste trägt den passenden Namen Restless Sea, da das Meer hier auf Grund von Strömungen und Felsen immer sehr unruhig ist. An dieser Stelle sind früher viele Seefahrer mit ihren Schiffen auf Land gelaufen, weil sie dachten, dass dies die Zufahrt zur Monterey Bay wäre. Heute ist weit und breit kein Schiff zu sehen, auch nicht fern am Horizont.
Eine Zeit lang stehen wir hier am hölzernen Zaun und beobachten die Möwen und Kormorane auf den Felsen. Völlig unbeirrt von uns und den anderen Besuchern hier ruhen sie sich auf der Leeseite der Felsen aus.
Egal an welchem Punkt man steht und auf den Pazifik schaut: fast überall hört man das Meer rauschen, spritzen und tosen. Herrlich. Auch die Tierwelt hat Gefallen an den hiesigen Bedingungen gefunden. Neben Point Joe lassen sich die Möwen, Kormorane und Pelikane auch am Bird Rock nieder. Etwas weiter südlich genießen die Seelöwen die Sonnenstrahlen auf ihrem Seal Rock. In der kleinen und geschützten Bucht am Sunset Point werden die Seelöwen auf das spätere Leben vorbereitet. Auch Grauhörnchen finden sich wieder hier am 17-Mile Drive und tauchen meist dort auf, wo sie von Besuchern gefüttert werden könnten.
Nicht alle Besucher müssen bezahlen, wenn sie die Natur hier genießen wollen. Für Radfahrer und Fußgänger ist der Eintritt frei, ebenso für die Anwohner. Wer allerdings hier sein Haus hat, der kann es sich auch leisten: Pebble Beach ist eine Gated Community. Die meisten der prächtigen Villen sind abseits der touristischen Küste gelegen und befinden sich daher entweder in Pebble Beach oder im Del Monte Forest, stets in der Nähe eines Golfplatzes.
Golf spielt hier in Pebble Beach eine große Rolle. Bereits 1919 wurde der erste Golfplatz eröffnet: der Pebble Beach Golf Links zählt zu den schönsten Plätzen der Welt, da er direkt an der Steilküste liegt. 1926 fand das erste Profiturnier statt, mittlerweile war der Platz auch schon mehrfach Austragungsort von Major Turnieren. Vom 10. bis 16. Juni 2019 fanden hier die US-Open statt: 100 Jahre Golfsport in Pebble Beach am 17-Mile Drive.
Ich bin davon beeindruckt, wie abwechslungsreich sich die Landschaft hier auf wenigen Meilen zeigt. Da ist nicht nur die Küste mit den schroffen und blanken Felsen oder der Sandstrand an der Spanish Bay, sondern auch die vielfältige Tierwelt. Vor allem gibt es aber auch viel Wald und gerade an der Küste Zypressen, die an scheinbar unmöglichen Plätzen ihre Wurzeln in den Stein geschlagen haben. Einer dieser Bäume ist die Lone Cypress, die sich auch im Logo der Pebble Beach Company wiederfindet und sogar urheberrechtlich geschützt ist. Seit über 200 Jahren widersteht sie hier dem Wind und Wetter der kalifornischen Westküste.
Weniger als eine Meile entfernt kann man die Folgen sehen, wie hart die Natur den Bäumen zusetzen kann. Am Pescadero Point sind die Stämme der Monterey Zypressen durch Witterungseinflüsse ausgeblichen und weißlich verfärbt, was ihnen auch die Bezeichnung „Ghost Treets“ (Geisterbäume) eingebracht hat.
Mit der Ankunft an Shepherd’s Knoll, einem Aussichtspunkt am östlichen Teil des 17-Mile Drives, endet unser Ausflug. Von hier aus blickt man nicht nur auf und über die Monterey Bay, sondern bei klarem Wetter auch bis zu den Santa Cruz Mountains südlich von San José.
Wir steigen wieder ins Cabrio ein und treten den Rückweg ins Motel an. Für uns werden es die letzten Stunden an der kalifornischen Pazifikküste sein. Am nächsten Tag werden wir ins Landesinnere weiterfahren: der Sequoia National Park mit den beeindruckenden Mammutbäumen wird unser Ziel sein.
Now there’s a touch o‘ Californ-I-a
In everyone who’s ever been this way
The Beach Boys – California Calling
Mit Dank an die Pebble Beach Company, die der Verwendung der Bilder der Lone Cypress zugestimmt haben. // Thanks to the Pebble Beach Company for the permission to use pictures of the Lone Cypress.