Eine stundenlange Fahrt quer durch Kalifornien liegt hinter uns, als wir nach Einbruch der Dunkelheit endlich im Hotel ankommen.

Trotz der späten Stunde ist es noch immer warm genug, um sich am Pool vom Fahren zu erholen. Am nächsten Tag wird es in den nahegelegene Sequoia & Kings Canyon National Park zu den riesigen Mammutbäumen gehen. Ohne Frage ein krasser Schnitt zu den vorherigen Tagen an der Westküste, nicht nur was die Temperaturen angeht. Seqouia und Kings Canyon sind eigentlich zwei einzelne Nationalparks. Auf Grund ihrer direkten Nachbarschaft werden sie vom National Park Service gemeinsam verwaltet: immerhin rund 3.500 Quadratkilometer Fläche.

Der Eingang zum Sequoia Nationalpark ist nur rund sieben Meilen vom Hotel in Three Rivers entfernt. Für 35 Dollar pro Fahrzeug erhält man an der Rangerstation ein Ticket, das sieben Tage Gültigkeit besitzt und zum Eintritt in den Park berechtigt. Wir folgen der einzigen Straße, die von hier aus in den Park hineinführt: dem Generals Highway. Bis zum Herzen des Sequoias mit seinen riesigen Mammutbäumen sind es von nun an unzählige Kurven mit tollen Aussichten.

Tunnel Rock

Tunnel Rock

Berglandschaft

Berglandschaft

Blumen im Sequoia Nationalpark

Blumen im Sequoia Nationalpark

Der Giant Forest

Beim Blick aus dem Fenster wandelt sich die Landschaft gefühlt nach jeder Kurve. Erst blicke ich gegen eine schroffe Felswand, nur wenige Meter später schaue ich dann wieder hinab ins Tal und über die Landschaft. Je höher wir kommen, desto größer werden auch die Bäume. Einen ersten Halt legen wir am Giant Forest Museum ein, fahren jedoch schon bald weiter zum Parkplatz in der Nähe der größten aller Riesenmammutbäume. Hier beginnt ein kurzer Wanderweg (ca. eine halbe Meile), der bis zum General Sherman Tree führt – dem am Volumen gemessen größten Baum der Welt (52,508 ft³ = 1487 m³).

General Sherman Tree Trail

General Sherman Tree Trail

Auf einer Bank am Wegesrand lassen wir uns schließlich nieder und genießen die Sonnenstrahlen sowie die Landschaft um uns herum. Kleinere Mammutbäume säumen den Wald, die hier schon seit mehreren Jahrhunderten wachsen und diverse Waldbrände überlebt haben. Kaum vorzustellen, wenn man sich das ganze mal bewusst werden lässt.

Eine Sache ist mir aus dem Sequoia Nationalpark ganz besonders in Erinnerung geblieben: der Duft des Waldes. Noch nie zuvor habe ich einen Wald so kräftig und intensiv wahrgenommen. Es riecht warm, trocken, nach Natur und Holz. Ich weiß gar nicht, wie ich den Geruch genau beschreiben könnte – aber er ist sehr angenehm.

Am Ende des Wanderweges erreicht man nicht nur den General Sherman Tree. In seinem Umfeld erhält man auch allgemeine Informationen zu den Riesenmammutbäumen, etwa zur Geschichte und zu ihren Feinden – aber auch, warum Waldbrände nützlich sein können.

Die schiere Größe wirkt nicht nur auf den ersten Blick faszinierend. Während wir auf dem Weg entlang laufen ist es, als wäre jeder Baum noch eine Nummer größer als der Nachbarbaum. Nicht nur wir, auch die anderen Menschen hier und zwischen den Bäumen wirken wie Spielzeugfigürchen. Ich habe es noch nie gesehen, dass man sich mit zwei und mehr Menschen in einem Baumstamm verstecken kann – doch hier ist es ohne Probleme möglich.

Schließlich stehen wir dort, wo sich auch viele andere eingefunden haben: am Fuße des größten Baums der Welt. Zu den Fakten: 11,1 Meter Durchmesser am Fuß (macht 31,1 Meter Umfang) mit einer Gesamthöhe von 83,8 Metern. Auf einer Höhe von 39,6 Metern hat sich der unterste Ast entwickelt, der dickste Ast hat einen Durchmesser von 2,1 Metern.

Ziemlich beeindruckt schlendern wir über den Wanderweg. Noch immer ist alles so unwirklich und einfach nur gigantisch. Aber irgendwie passt das alles zu Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Ein vor Jahren umgefallener Mammutbaum

Ein vor Jahren umgefallener Mammutbaum

Unterwegs zur Parker Group

Vom Generals Highway führt eine schmale und sich durch den Wald windende Straße entlang der hölzernen Riesen: die Crescent Meadow Road. Nur selten kommen uns andere Fahrzeuge entgegen, was auf Grund der Straße auch nicht weiter dramatisch ist. In diesem Teil des Sequoia Nationalparks sind die Mammutbäume nicht ganz so groß, aber dennoch nicht weniger spektakulär. Bekannt ist vor allem der Tunnel Log aus dem Jahr 1938.  Ein Jahr zuvor stürzte der – wahrscheinlich über 2000 Jahre alte – Baum um. Um noch mehr Touristen in den Nationalpark zu locken, wurde schließlich ein Stück aus dem Stamm herausgesägt – und die Möglichkeit erschaffen, mit Fahrzeugen hindurch zu fahren.

Allerdings findet sich hier im Park nicht nur die Möglichkeit, durch einen Baum zu fahren – früher konnte man auch auf einem Stamm fahren. Mittlerweile ist das nicht mehr möglich, ein kurzer Gang über den Auto Log bis zum breit gefächerten Wurzelwerk ist dennoch beeindruckend.

Tunnel Log an der Crescent Meadow Road

Tunnel Log an der Crescent Meadow Road

Auto Log

Auto Log

Mittlerweile neigt sich der Nachmittag seinem Ende zu und der Abend nähert sich. Die hochgelegenen Kronen und die breiten Stämme dämpfen das Licht zunehmend. Dennoch erscheint die Umgebung in einem warmen und angenehmen Licht, sofern die Sonnenstrahlen den Weg bis zum Boden finden konnten. An der Parker Group halten wir an und blicken mit ungläubigen Blicken auf die Mammutbäume.

Drei dieser Giganten wachsen in unmittelbarer Nähe zur Straße in den Himmel und lassen alles andere einfach nur klein wirken – uns eingeschlossen. Umso krasser wird der Eindruck, wenn man in der Mitte der rotbraunen und stellenweise noch mit Ruß ausgekleideten Stämmen steht. Noch nie zuvor habe ich mich so klein gefühlt, denn die Bäume in der Heimat sind einfach kein Vergleich hierzu.

Unser Besuch bei den Mammutbäumen im Sequoia Nationalpark geht damit langsam zu Ende. Doch immerhin bleibt noch ein weiterer Tag, um die wundervolle Natur zu erkunden. Die Giganten der Wälder sind sicher der Hauptgrund für einen Besuch im Park. Aber auch andere Orte hier sind sehenswert, wie zum Beispiel der Moro Rock, der sich ebenfalls an der Crescent Meadow Road befindet und spektakuläre Blicke über die Landschaft bietet.

You won’t know, you won’t know
‘Till you find your California tree

Walk off the Earth – California Tree

Parker Group - Größenvergleich zum Mietwagen

Parker Group – Größenvergleich zum Mietwagen

Inmitten der Riesenmammutbäume

Inmitten der Riesenmammutbäume