Zurück am Meer.
Den Blick auf die Unendlichkeit richten.
Endlich wieder.

Es fühlt sich schon fast so an, als wäre es eine Ewigkeit her. Dabei waren es doch nur rund fünf Monate, als ich das letzte Mal am Meer gestanden habe. Damals war es die deutsche Nordsee. nun liegt also die dänische Ostsee vor uns. Meer geht immer. Egal zu welcher Jahreszeit. Egal an welchem Ort.

Hauptsache zurück.

Wir stehen am Sandstrand von Marielyst auf der dänischen Insel Falster im Südosten des Landes. Nur wenige Menschen sind unterwegs. Die, die unterwegs sind, haben eines gemeinsam: sie – und damit auch wir – tragen dicke Jacken und sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt winterlich eingepackt. Von der gewohnt sommerlichen Stimmung mit bunten Strandmuscheln, planschenden Kindern und sich erholenden Erwachsenen sind wir weit entfernt. Auch wenn ein freundlicher blauer Himmel die Szenerie mehr und mehr in ein goldgelbes Licht taucht, so ist es noch immer die kalte Zeit im Jahr.

Winter eben.

Im Winter ist man dann doch eher daheim. Oder in den Bergen, beim Schnee und Skifahren, aber weniger an der Küste. Schade eigentlich. Oder aber auch nicht, je nach Perspektive. Für uns ist es natürlich vorteilhaft, denn wir haben die Schönheit der Ostsee in diesen Tagen fast für uns alleine. Entschleunigung und Ruhe, so weit das Auge reicht.

Von den Dünen ans Meer

Heute ist es ruhiger und schöner als die letzten Tage. In der Luft liegt nur ein laues Lüftchen, das den Geruch von Meer und Weite mit sich trägt. Herrlich. Es riecht nach Weite, Ferne, Unendlichkeit. So weit das Auge über die ruhige Ostsee schaut, so wenig sieht es bis zum Horizont. Kein Schiff, kein Schwimmer, nur hier und da ein paar Enten oder Möwen, die im kalten Wasser dümpeln. Vom Wind der letzten Tage ist nicht mehr viel zu sehen oder zu spüren. Einzig die Höhe der Wasserlinie ist noch ein Merkmal dafür, dass der Strand bis vor kurzem noch zwei, drei Meter schmaler war und die Stellen, wo wir gerade den Spaziergang genießen, der Ostsee gehörten.

Ostseestrand von Marielyst

Am Strand von Marielyst, Dänemark

Unter unseren Füßen gibt der Sand mit jedem Schritt nach. Tausende kleine Körnchen werden verdrängt und in Form gebracht. Nur ein wenig mehr Wind, der die Wellen wieder etwas höher macht und unsere Schritte sind wieder unsichtbar, als wären wir niemals hier gewesen. Der Strand scheint vor und hinter uns zu liegen wie eine riesige Leinwand, die von uns allen bemalt wird, im Sommer wie im Winter.

Neben den sommerlichen Sandburgen und unseren sanften Spuren hinterlässt aber auch die Natur ihre eigenen. Rundgeschliffene Steine, verlassene Muschelschalen, angespülte Meerespflanzen und verstorbene Quallen: das Portfolio der Natur ist vielfältig und vergänglich. Schon am nächsten Tag kann sich das Bild bereits wieder gewandelt haben. Vielleicht wird auch die Herzmuschel dann nicht mehr dort sein, wo sie jetzt gerade liegt.

Wer weiß das schon?

Geöffnete Herzmuschel am Ostseestrand

Strandfund am Ostseestrand von Marielyst

Minütlich sinkt die Sonne tiefer und kommt dem Horizont näher. Der Tag wird enden und die Nacht hereinbrechen. Unaufhaltsam. Unaufhaltsam wird auch der Sommer kommen. Dann schon werden hier, an diesem geradezu ruhigen und entschleunigenden Fleckchen auf Falster, wieder Sandburgen in die Höhe wachsen. Sonnencremeduft wird die maritimen Gerüche überlagern und Kindergeschrei das der Möwen.

Solange Natur und Ruhe noch über den Strand von Marielyst herrschen, so lange sollte man die einsamen und vergänglichen Momente genießen.


Do you want to go to the seaside?
I’m not trying to say that everybody wants to go
I fell in love at the seaside

The Kooks – “Seaside”

Dünenszenerie in Marielyt, Dänemark

Dünenheimweg

Weitere Informationen über Marielyst und Falster: