Schon wenige Kilometer vor dem Ziel erscheint sie das erste Mal abseits der Straße: die Ostsee. Tiefblau schimmert sie hier an der Küste vor Heiligenhafen mit dem hellblauen Himmel um die Wette. In der näheren Umgebung säumen rote, rosane und blaue Blüten verschiedener Pflanzen die Landschaft und geben der Vogelfluglinie einen bunten Rahmen.
Abseits der Route nach Skandinavien und kurz vor der Insel Fehmarn liegt Großenbrode. In den letzten Jahren hat sich das Ostseeheilbad herausgeputzt und gewandelt. Die in die Jahre gekommenen Ferienhäuser haben Zuwachs bekommen: neue, moderne Wohnungen sind in der Gegend um den Strandpark herum entstanden, auch die Strandpromenade ist erst vor wenigen Wochen fertiggestellt worden. Auf der Dachterrasse einer dieser neuen Wohnungen stehen wir gerade und haben fast denselben Ausblick, den wir auch vom Zimmer aus haben. Zwischen zwei Häusern hindurch blicken wir auf die Ostsee, die ruhig und ohne Wellen daliegt. Ein fast perfekter Tag im späten Frühling, kurz vor Sommerbeginn – es is warm und sonnig.
Die Sonnenstrahlen haben den feinen Sand am Südstrand von Großenbrode aufgewärmt. Mit jedem meiner Schritte versetze ich unzählige kleine Sandkörner in Bewegung und hinterlasse meinen Fußabdruck. Meter für Meter, nicht weit vom klaren Wasser der Ostsee entfernt. Schon bald werden meine Abdrücke wieder verschwunden sein. Wenn es nicht die Natur erledigt, dann die anderen Menschen hier am Strand. Und so buddeln kleine Kinder Löcher, bauen Sandburgen und planschen im flach abfallenden Wasser, während ihre Eltern den doch noch irgendwie möglich gewordenen Urlaub so gut es geht im Strandkorb genießen.
Auch wir mussten umdisponieren. Statt ein paar Tage Zelten an der Nordsee nun eben ein paar Tage Ferienwohnung an der Ostsee. Hauptsache Meer, Küste und Entspannung. Ob Nordsee oder Ostsee, das spielt keine Rolle.
Die 18° Celsius Wassertemperatur klingen kälter, als sie es tatsächlich sind: das frische und klare Wasser der Ostsee fühlt sich angenehm an meinen Beinen an. Zwischen den Buhnen laufe ich im knietiefen Wasser auf und ab. Herrlich. Von oben scheint die Sonne nur so herab – hello Summerfeeling! Begleitet von einem Schwarm kleiner Fische begebe ich mich schließlich wieder zurück zum Ufer – der Strandkorb ruft.
An meinen noch nassen Füßen sammelt sich währenddessen der Sand wie an einem frisch panierten Schnitzel. Momente wie diese sind es, die das bisherige Jahr 2020 normal erscheinen lassen. Zumindest für einen kurzen Augenblick ist es möglich, sich wie in der alten Normalität zu fühlen und einfach die Zeit am Strand zu genießen.
Nicht weit entfernt, nur wenige hundert Meter weiter südwestlich vom Strand, im Hafen von Großenbrode. Die Anleger im Yachthafen sind belegt. Gelegentlich klappert einer der Segelmasten im seichten Wind, Möwen kreischen in der Luft, die Menschen auf der neugestalteten Promenade genießen die warmen Strahlen der bald untergehenden Sonne. Auch der Seenotkreuzer “Bremen” der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger liegt gut angeleint an seinem Platz. In der Fachsprache ist er “Klar P3”. Ein gutes Zeichen: draußen auf See hat niemand Probleme. Es geht den Menschen gut – jeder kann den Abend ganz in Ruhe verbringen, ob friedvoll am Strand oder entspannt auf See.
Friedvoll und entspannt, mit Love, Peace and Harmony – ebenso unscheinbar wie auffällig zugleich steht der grüne Volkswagen T2 auf dem weichen Gras abseits unseres Weges. “All you need is love” steht auf seinem Heck geschrieben. Sofort kommt uns die Melodie der Beatles in den Kopf: Dam da dam dam dam…
Doch das ist nicht alles, was man manchmal braucht. Manchmal ist es einfach nur ein bisschen kühles Wasser, ein Strandkorb und entspannten Blicke über die ruhige Ostsee, während sich die Sonne langsam dem Horizont entgegen bewegt.
All you need is love
All you need is love
All you need is love, love
Love is all you need
The Beatles – “Love is all you need”
[…] an Land. Das Wetter zieht zahlreiche Besucher und Urlauber an die Küste. Auch wir haben uns von Großenbrode aus auf den Weg nach Heiligenhafen gemacht. Doch war es richtig? Nun sind wir zwei von vielen […]