Kaum haben wir das Auto verlassen, schon ist die Kälte zu spüren. Auf dem Kahlen Asten merkt man, dass er uns auf seine Art und Weise Willkommen heißt. Der Reißverschluss ist bis oben hin zugezogen, und trotzdem finden Wind und Wetter das eine oder andere Schlupfloch. Grau in grau ist die Farbe des Tages, und so begeben wir uns auf den Weg in den naheliegenden Wald hinein, der mit seinem Graugrün wenigstens etwas für farblichen Kontrast sorgt. Nur ein paar Meter abseits des Weges öffnet sich das Blätter- und Nadeldach des Waldes an der Ostseite des Gipfels und gibt den Blick gen Westen, über Winterberg und Medebach bis zum Nationalpark Kellerwald-Edersee hin, frei.
Hier unten, noch unterhalb der Baumgrenze des Berges, spürt man von der nahen Kahlheit kaum etwas. Noch wirkt es ähnlich wie am Kahlen Pön bei Usseln. Die Wegesränder sind gespickt mit Laub- und Nadelbäumen, Gräsern, Farnen – und farblich herausstechenden Beeren. In der Luft liegt, gerade auf diesem Abschnitt unserer Wanderung, noch die kühle Feuchtigkeit des letzten Regenschauers, die sich zudem auf den geschotterten Waldwegen niedergeschlagen hat.
Der Wald liegt hinter uns, die Luft wird etwas trockener, der Gipfel kahler. Ein sanfter Anstieg auf dem Weg des Rothaarsteigs erscheint und führt weiter bis zur Quelle der Lenne. Links und rechts wirkt es trostlos und trocken, doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das flache Geäst als Hochheide, die im Hochsommer farbenprächtig blüht. Mit jedem Schritt, den wir uns der Quelle nähern und damit den Gipfel erklimen, ist mehr vom Umland zu sehen. Immer wieder lugt das Sauer- und nahe Upland über den Baumwipfeln hervor.
Als wir die Quelle der Lenne erreichen, macht sich Enttäuschung breit. Kein frisches Quellwasser, welches ans Tageslicht tritt und seine rund 129 Kilometer an dieser Stelle hier beginnt. Trockengefallen. Zeichen des Klimawandels oder einfach der natürliche Lauf der Quelle? Vielleicht auch eine Mischung aus beidem, denn die Quelle der Lenne ist – wie ich später gelesen habe – eine sogenannte intermittierende Quelle, die zwischendurch immer mal wieder trocken fällt.
Wie dem auch sei: wir besinnen uns wieder auf das, was vor uns liegt. Und das ist nicht nur der Kahle Asten, sondern auch das Sauerland. Nach wenigen Metern breitet es sich wieder gut sichtbar vor uns aus: zu unseren Füßen erneut die Hochheide, in der nahen Ferne die umliegenden Gipfel des Rothaargebirges im westfälischen Sauerland. Insbesondere der Basaltsteinbruch bei Silbach fällt hier ins Auge, setzt er sich doch recht gut von den Wäldern in seiner Umgebung ab.
Fast geschafft. Vor uns erscheint der Astenturm, der neben einem Museum auch eine Wetterwarte beheimatet. Das Wetter auf dem Gipfel ist anders als unten im Tal. Im Schnitt liegt hier an 120 Tagen im Jahr eine Schneedecke, zudem ist er mit rund 1400 Sonnenscheinstunden einer der Orte Deutschlands, an denen sie am seltensten den Kampf mit der Wolkendecke gewinnt. Für uns ist die Runde um den Berg herum nun beendet – nur noch einmal kurz den Reißverschluss wieder öffnen, die kühle Luft spüren und schon sind wir wieder im (bald) warmen Auto verschwunden.
Bis zum nächsten Mal. Dann vielleicht im Schnee.
Infos
Der Kahle Asten ist mit fast 842 Metern Höhe der zweithöchste Berg in Nordrhein-Westfalen und liegt nahe Winterberg im Sauerland. Vom Astenturm reicht der Blick bei guter Sicht bis zum Brocken im Harz und dem Großen Feldberg im Taunus. Sein Klima ist geprägt einer relativ hohen Niederschlagsmenge im Jahr bei zugleich nur wenigen Sonnenscheinstunden, dazu liegt an über 100 Tagen im Jahr eine geschlossene Schneedecke.
- Winterberg Tourismus
https://www.winterberg.de - Sauerland Tourismus
https://www.sauerland.com