Wildrose

Vor uns liegen sieben Kilometer und ein gut anderthalbstündiger Fußmarsch rund um dem Twistesee. Eingebettet in einem grünen Talkessel, irgendwo im Norden von Hessen, fernab der Metropolen. Wir starten am Parkplatz unweit des Abzweigs zum kleinen Bad Arolser Stadtteil Braunsen. Der See scheint verschwunden zu sein, ein dichtes Blätterwerk versperrt die Sicht auf die Wasseroberfläche und lässt diesen Moment wie einen Waldspaziergang wirken.

Geheimnisvolle Tür

Unter unseren Füßen wandelt sich der Weg – aus Asphalt wird Schotter und mit jedem Schritt knirrschen die kleinen Steinchen unter unseren Füßen, bis wir unweit des Staudammes erneut auf Asphalt treffen werden. Hier und da leuchten uns bunte Wildrosen aus dem Gestrüpp am Wegesrand an, die von Bienen und Hummeln fleißig bedient werden. Am Ausläufer einer Kurve erscheint ein Tor in eine ganz andere Welt vor uns: die Eingangstür in die Welt der Schlümpfe und Zwerge. Augen offenhalten lohnt sich! Was sich hinter der kleinen Tür verbirgt? Das wird wohl ein Geheimnis bleiben, zumindest an dieser Stelle – denn geöffnet haben wir sie an nicht, so viel sei verraten.

Vorbei an Chaotenwiese…

Allmählich lichtet sich die dichte Bewaldung am Uferrand und gibt den Blick frei auf die Wasserfläche, die nun im Gegenlicht vor uns liegt. Zwischen den Ästen und Bäumen erscheint vor uns der Ort Wetterburg mit dem markanten „Café im See“ und gibt uns damit das Zeichen, dass wir in etwa die Hälfte des Rundweges geschafft haben. Bis auf eine Stand-Up-Paddlerin, die gerade ihre Runden auf dem Twistesee zieht, herrscht Ruhe auf dem See. Selbst die im Sommer sonst gut besuchte Chaotenwiese liegt ungewohnt ruhig im warmen Abendlicht und zeugt von Entspannung. Vom nahegelegenen Reisemobilhafen wabert der herrliche Duft von frisch gegrilltem Fleisch umher und zeugt vom gemütlichen Treiben in entspannter Urlaubsatmosphäre.

…und Margeriten

Wir verlassen den Weg, der sich hier teilt. Der eine Teil verläuft oberhalb, auf dem Rücken des Staudammes und führt zu den Wohnmobilen in Ufernähre, während der andere Teil unterhalb, dicht am Wasser entlang führt. Keine Frage, wir nehmen den unteren. Wilde Margeriten wachsen am Wegesrand und durchdringen das hohe Gras mit ihren weißen Blättern, während ein paar Meter weiter werdende Schilfrohre in die Höhe sprießen. Auf der ruhigen Wasseroberfläche spiegeln sich der blau-weiße Himmel und die grünen Bäume. Das „Café im See“ schimmert goldgelb im Abendlicht und ist schon längst im Feierabend verschwunden: die Küche ist aus, der sonst so typische süße Waffelduft ist bereits verflogen, doch schon morgen wird er wieder im Umfeld der Staumauer durch die Luft schweben.

Mit jedem unserer Schritte versinkt die Sonne weiter und weiter, bereit den Tag zu beenden. Die Schatten werden länger, die ersten Uferabschnitte am Twistesee liegen bereits im kühlen Licht. Nicht nur wir sind auf dem Weg zurück nach Hause, auch die anderen Besucher am See läuten ihren persönlichen Feierabend ein. Während die einen ihre Schwimmrunde im erfrischenden Nass beendet haben und nun ein gutes Gespräch genießen, ist auch unsere zuvor schon getroffene Stand-Up-Paddlerin wieder auf dem Weg zurück ans Ufer.

Schon bald werden wir alle dort sein, wo es im Alltag am schönsten ist: im Feierabend.