Es gibt diese Momente auf Reisen, da will man gar kein Foto machen. Stattdessen einfach den Moment passieren lassen und genießen. Einer dieser Momente war kurz nach dem Aufwachen in Page, Arizona. Um die dunklen Vorhänge des Hotelzimmers herum drang dezent das dämmernde Tageslicht herein und erhellte den Raum nur wenig. Durch diese helle Dunkelheit hindurch schleiche ich mich zum Fenster und schiebe den Vorhang ein wenig zur Seite.
Vom Fenster aus schaue ich weit über die schroffe Landschaft, die sich um Page herum in nahezu alle Himmelsrichtungen zeigt. Der Boden ist noch nachtgefärbt und dunkel. Einzig die Höhenzüge des Grand Staircase-Escalante National Monuments im Norden sowie des Vermilion Cliffs National Monuments im Westen werden von der aufgehenden Sonne angestrahlt. Stück für Stück, Minute für Minute wird mehr und mehr der sich erhebenden schroffen Felsen erhellt. Schließlich zeigen sich, soweit das Auge reicht, die Weiten von Arizona und Utah unter dem fast schon kitschigblauen, mit weißen Wolkentupfen garnierten Himmel. Schemenhaft lässt sich selbst der Glen Canyon Dam inmitten der roten Landschaft ausmachen, der den dahinter liegenden Lake Powell aufstaut.
Horseshoe Bend
Die Sonne erhebt sich weiter und höher zwischen die malerischen Wolkentupfen. Mit ihr in den Himmel steigen ebenfalls die Temperaturen und wir sehen zu, dass wir uns zeitnah auf den Weg zum Horseshoe Bend machen. Vom Hotel sind es nur wenige Minuten, bis wir mit dem Mietwagen den Parkplatz erreichen und $10 ärmer sind. Der eigentliche Eintritt zum Horseshoe Bend ist jedoch kostenfrei. Durch die kupferrote Landschaft schlängelt sich ein gut zu laufender Fußweg. Schatten und Wasserspender sind hier Mangelware, einzig an einer sich in die Landschaft einfügenden Überdachung finden wir eine kleine Möglichkeit, sich der strammen Sonnenstrahlen kurzzeitig zu entziehen.
Verlaufen kann man sich auf dem Weg zum Horseshoe Bend definitiv nicht. Schon von weitem erkennt man inmitten der gleichmäßig ausschauenden Umgebung eine dunkle Veränderung. Schwarz und schattig hebt sich ein Teil des Sandsteins auffällig ab und zeigt den Bereich, den der Colorado River hier seit Jahrtausenden aus dem Fels gewaschen hat. Von der Klippe oberhalb blickt man staunend und ehrfüchtig, aber auch fasziniert in den Abgrund hinein. Seine Lieblingsposition kann man sich hier frei aussuchen, es gibt kaum Absperrungen oder Bereiche, die man nicht betreten soll.
Ein bisschen Ehrfurcht ist allerdings nicht verkehrt. Schon knapp hinter der Klippe beginnt der Abgrund und führt über mehrere kleine Vorsprünge rund 300 Meter in die Tiefe, bis hinunter zum Colorado River. Auf dem Fluss herrscht entgegen unserer Vermutung tatsächlich reger Verkehr. Vom Fuße des nahegelegenen Glen Canyon Dams starten beispielsweise Rafting Touren, die auf ihrem Verlauf auch die berühmte Schleife hier passieren.
Flughafen von Page
Am Page Municipal Airport (PGA/KPGA) herrscht aktuell hingegen kein reges Treiben. Weit und breit ist kein Flugzeug im Anflug zu sehen. Auf dem Vorfeld stehen zwar einige Maschinen, jedoch sieht es hier auch nicht danach aus, als dass in absehbarer Zeit etwas starten würde. Größere Maschinen vom Typ Airbus oder Boeing findet man hier allerdings nicht. Das Vorfeld wird an diesem Tag primär von kleineren Propellerflugzeugen der Privatpiloten bevölkert. Etwas weiter entfernt, am General Aviation Terminal, warten hingegen auch die eine oder andere Cessna Citation oder Embraer auf ihre zahlende Kundschaft. Einzig am Helipad ist etwas Bewegung, wenn auch nur auf dem Weg zum Waschplatz. Ebenfalls ein gutes Zeichen: der am Boden stehende Rettungshubschrauber von Classic Air Medical.
Auch wenn für mich als Planespotter kaum Bewegungen stattgefunden hat: die Weite von Arizona als Hintergrund ist ein Traum.
Glen Canyon Dam…
Spulen wir nochmal zurück zum Anfang des Tages, als es hieß: schemenhaft lässt sich selbst der Glen Canyon Dam inmitten der roten Landschaft ausmachen, der den dahinter liegenden Lake Powell aufstaut. Bereits einen Tag vorher – auf der Anreise nach Page – haben wir das Betonbauwerk passiert und konnten einen Blick darauf werfen. So richtig imposant wirkt der Staudamm allerdings erst, wenn man ihm wahrlich gegenüber steht, beispielsweise von der Glen Canyon Brücke, die den Colorado River überspannt. 216 Meter Konstruktionshöhe erheben sich vom einst so tiefen Boden des Canyons hinauf. Hinter der gewaltigen Mauer staut sich der Colorado River zum Lake Powell auf. Für weitere Informationen und Einblicke bietet sich das ‘Carl T. Hayden Visitor Center‘ an der westlichen Seite des Staudamms an. Für uns hatte es allerdings zu nicht mehr als einem Spaziergang über die einst höchste Stahlbogen-Brücke der USA gereicht: das Besucherzentrum war bereits geschlossen.
…und Lake Powell
Bis zum Bau des Glen Canyon Dams befand sich dort, wo heute der Lake Powell ist, nur der namensgebende Glen Canyon. Aus dem aufgestauten Colorado River wurde der Lake Powell, der zweitgrößte Stausee der USA. Im Südwesten des Sees findet sich die Zufahrt zur Wahweap Recreation Area. Mitten durch den roten Sandstein führt die Asphaltstrecke entlang der westlichen Seeseite, bis zum Erholungsort Wahweap. Von einem der Aussichtspunkte auf der nur wenige Meilen langen Straße zeigt sich ein trauriges Panorama. Die weißen, ausgewaschenen Stellen am sonst so roten Gestein zeugen von besseren Zeiten. Gut ein Viertel des Lake Powells ist zum Zeitpunkt unserer Reise gefüllt. Mit Blick auf die trockenen letzten Jahre in dieser Gegend ist der Stausee zu einer großen Pfütze verkommen, auf der sich die Hausboote nur noch in Rudeln tummeln und im restlichen Wasser dümpeln.
I’ve got some ocean front property in Arizona
From my front porch, you can see the sea I’ve got some ocean front property in Arizona If you’ll buy that, I’ll throw the Golden Gate in free
George Strait – Ocean Front Property
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