Wieder schleichen sich die Sonnenstrahlen des beginnenden Tages vorbei an den schweren Vorhängen am Fenster und wecken uns sanft aus dem Schlaf. Blauer Himmel hängt über der weiten Landschaft, während die nahen Gebirgszüge scheinbar von weißen Wolken bedeckt werden. Zwischen dem schroffen Wüstenboden blinzelt das ehemals hochgefüllte Wasserbecken des Lake Powells hervor, dessen Wasser schon lange nicht mehr vom Hotel aus zu sehen ist.

Abfahrt in Page und Fahrt ins Monument Valley

Es ist Zeit, das Hotel und damit Page zu verlassen und gen Monument Valley aufzubrechen. Über den Highway 98 verlassen wir Page in Richtung Südosten, wo wir nach rund 50 Meilen den ersten Halt einlegen. Ein kleiner Parkplatz mitten im Nirgendwo, an dem schon von weitem gut sichtbar eine amerikanische Flagge im warmen Wüstenwind weht. Sie gehört zu einem Souvenirstand, der hier, am einzigen Parkplatz und View Point weit und breit, auf Kunden wartet. Und tatsächlich: die Aussicht lädt zum Anhalten ein. Unweit vom Nirgendwo entfernt erhebt sich der Square Butte abseits der Straße, doch noch viel beeindruckender ist der Blick über die weite und steinerne Landschaft. Von hier aus haben wir auch endlich genügend Zeit, den Blick auf den 3166 Meter hohen Navajo Mountain zu genießen, der uns bereits seit der Abfahrt in Page aus der Ferne begleitet.

Ab hier lassen wir die Berge und Höhenzüge ein wenig hinter uns. Durch das Hinterland der Wüste führen uns die Highways durch Arizona, vorbei an Shonto und Kayenta. Nicht weit von Kayenta entfernt formt sich die Landschaft allmählich so, wie wir uns das Monument Valley vorstellen und wie man es kennt: wir kommen unserem Ziel näher.

Blick in die Wüste von Arizona bei Page

Blick in die Wüste von Arizona bei Page

Kaum haben wir Kayenta erreicht, schon entfernen wir uns auch wieder Meile für Meile. Der Blick nach draußen fühlt sich wie ein wahrgewordener Westernfilm an, nur dass die Cowboys noch fehlen. Vor dem blauen Himmel wachsen rote Sandsteinformationen in die Höhe und bereiten uns auf das Monument Valley vor. Vielleicht finden wir sie dort..?

Unter uns rattert der Highway 163 derweil wie ein Flickenteppich, der sich durch das Land gelegt hat. Links und rechts rauschen grüne Flächen aus den Augenwinkeln vorbei, die sich als grüne Pflanzen inmitten der roten und trockenen Landschaft herausstellen. Als schließlich das berühmte “Welcome to Utah”-Schild auftaucht wissen wir: wir haben es geschafft. Die bekannten Sandsteinfelsen sind nur noch einen Steinwurf entfernt.

Vorbote auf das Monument Valley

Vorbote auf das Monument Valley

Staatsgrenze Utah/Arizona

Staatsgrenze Utah/Arizona

Unterwegs Im Monument Valley…

Mit der Überquerung der Staatsgrenze nach Utah hinein ist die erste Etappe geschafft. Für einen kleinen Moment fühlen wir uns dabei wie in einem Déja-Vu: haben wir das nicht erst vor kurzem gehabt, solche einen Wechsel der Bundesstaaten…? Wie dem auch sei, wir konzentrieren uns jetzt wieder einmal mehr auf das, was vor uns liegt.

Vom Herzen des Monument Valleys trennen uns nur noch $8 Eintritt pro Person. Ein Parkplatz ist am Monument Valley Tribal Park Visitor Center schnell gefunden, von dem es nur einen Steinwurf bis zu den faszinierenden Ausblicken auf das Tal ist. Bilder können die Szenerie dabei nur schwer vermitteln. Soweit die Augen reichen, so weit reicht auch der Blick über das flache Tal, bis hin zu den in der Ferne zu erahnenden Berghügeln, die das Tal begrenzen zu scheinen.

Wie hoch die vor uns aufragenden Felsen sind, darüber können wir zunächst nur rätseln. Der Beginn des 17 Mile Loop Drives, der sich vor der berühmten Westernszenerie durchschlängelt, vermittelt einen Eindruck davon. Wie kleine Ameisen bewegen sich die Autos von links nach rechts und von rechts nach links und deuten bereits daraufhin, dass die Felsen gar nicht mal so klein zu sein scheinen.

Der 17 Mile Loop Drive kann mit dem eigenen Mietwagen befahren werden. Die staubige und holprige Piste inmitten der Wüste bringt schaukelt uns ordentlich durch und verlangt ein gewisses Maß an Konzentration, nicht jedes Schlagloch mitzunehmen. Langsam und gemächlich schaukeln wir die ersten Meilen entlang. Haltemöglichkeiten gibt es immer wieder am Straßenrand, um den Blick auf die massiven und filigranen Sandsteinformationen zu werfen. Einer der bekanntesten Zwischenstopps ist der John Ford Point, benannt nach dem gleichnamigen Regisseur aus Hollywood, der hier berühmte Westernfilme gedreht hat. Berühmt und bekannt ist die Szenerie aber nicht nur deswegen: auch die berühmte Szenerie “Man on a horse” stammt von hier und wird regelmäßig für Trinkgelder nachgestellt – damit haben wir auch den zuvor erwähnten Cowboy gefunden.

West Mitten Butte (1.882m), East Mitten Butte (1.898m) und Merrick Butte (1.892m)

West Mitten Butte (1.882m), East Mitten Butte (1.898m) und Merrick Butte (1.892m)

Eindrücke setzen lassen im Monument Valley

Eindrücke setzen lassen im Monument Valley

…und auf dem 17 Mile Loop Drive

Langsam legt sich eine Staubschicht auf den weißen Mietwagen, die durch den kaum zu erzeugenden Fahrtwind auch nicht verschwinden will. Gemütlich schaukeln wir uns Meile für Meile und Stopp für Stopp voran, während von hinten bereits der nächste Wagen heranbraust. Kollektiv im Takt hüpfende Menschen zeugen davon, dass es die hiesigen Navajo-Indianer sind, die mit ihren Geländewagen gekonnt über die rote Sandpiste brausen. Sie führen Touristen quer durch ihr Monument Valley und zeigen ihnen Orte, die uns verwehrt bleiben.

Aufwirbelnde Staubwolken zeugen davon, wo im Tal überall die Strecken verlaufen. Sich zu verfahren ist kaum möglich, und so schaukeln und schunkeln auch wir uns den 17 Mile Loop Drive entlang. Zugegeben, im Grunde ist die Szenerie nahezu überall dieselbe, nur die Perspektiven unterscheiden sich. Doch kommt es manchmal wirklich darauf an? Oder ist es gelegentlich einfach das Gefühl, was von einem Ort ausgeht?

Mitten im Wilden Westen am John Ford Point

Mitten im Wilden Westen am John Ford Point

Die Sonne ist unterdessen weitergewandert und erhellt fortan andere Teile der Erde auf ihrer Reise. Hier, inmitten der Wüste im Grenzgebiet von Utah und Arizona, hat sie ihr Licht bereits hinter sich gelassen. Von ihr über geblieben ist nur noch die Abenddämmerung. Als dunkle Silhouetten heben sich die berühmten Formationen vom rötlich schimmernden Himmel ab. Bald werden sie von den Schwingen der eintretenden Nacht bedeckt sein.

Lautlos und still rauscht die Nacht hinein. Minütlich tauchen mehr und mehr hellglitzernde Sterne am Firmament auf. Die mattdunkle Leinwand des Himmels verwandelt sich in ein funkelndes Paradies. Eine Unmenge an Sternen funkelt hoch über uns um die Wette und sorgt für ein grandioses Höhenfeuerwerk inmitten der Wüste. Mit diesem beeindruckenden Ende verabschiedet sich das Monument Valley für den Tag von uns. Morgen werden wir bereits wieder auf der Weiterreise sein, doch alleine mit diesen letzten Momenten des Tages hat es sich in unser Gedächtnis gebrannt.

Danke dafür.


‘Cause you’re a sky, ’cause you’re a sky full of starsI’m gonna give you my heart‘Cause you’re a sky, ’cause you’re a sky full of stars‘Cause you light up the path

Coldplay – A Sky Full Of Stars


Teil der Goulding's Lodge

Teil der Goulding’s Lodge