Der Morgen im Zion Nationalpark beginnt anders als erwartet. Nicht nur der Wecker klingelt, kurze Zeit später melden sich unsere Smartphones zusätzlich noch mit einer Warnmeldung vor Sturzfluten in der Region um Springdale, Utah. Und in der Tat: bereits am Vorabend blitzte und donnerte es nahezu im Sekundentakt. Auf dem Parkplatz des Motels sorgte der starke Regen für kleine Sturzbäche. Gespannt standen wir auf dem kleinen Balkon und schauten in die schwarze Dunkelheit, die immer und immer wieder von Blitzen erhellt wurde und die Silhouette der umliegenden Berggipfel preisgab.

Mit dem Aufbruch durch den nachlassenden Regen ist nicht nur die Fortsetzung des Roadtrips verbunden, sondern auch ein Wechsel des Nationalparks: wir werden den Zion Nationalpark verlassen und später den Bryce Canyon Nationalpark erreichen.

Der Regen hat allmählich nachgelassen, doch die Luft ist noch immer feucht. Im Pine Creek – sonst ein eher ruhiger Flusslauf – rauscht das Wasser lautstark ins Tal hinab. Wie es wohl jetzt im Virgin River ausschaut, an dem wir am Vortag noch den Riverside Walk gelaufen sind, das möchten wir uns jetzt gar nicht erst vorstellen. Konzentrieren wir uns lieber auf das Hier und Jetzt, auf den noch bevorstehenden Streckenabschnitt im Zion Nationalpark. Alleine für die ersten paar Meilen brauchen wir lange: zu faszinierend ist das Panorama und das Naturschauspiel, was sich hier gerade bietet. Die feuchte Luft sorgt für tiefhängende Wolken an den Gipfeln des Canyons. Zeitgleich bringt die feuchte Straße interessante Spiegelungen ans Tageslicht und damit ein ganz eigenes Gefühl hier auf dem Zion – Mt. Carmel Highway beziehungsweise Zion Park Scenic Byway.

Roadtrip durch den Zion Nationalpark

Roadtrip durch den Zion Nationalpark

Lieblingsplatz: oberhalb der Serpentinen

Lieblingsplatz: oberhalb der Serpentinen

Eines der Highlights: die Fahrt über den Zion Park Scenic Byway

Eines der Highlights: die Fahrt über den Zion Park Scenic Byway

Mit jeder Kurve schrauben wir uns in die Höhe, ähnlich wie es Vögel im Aufwind tun. Die steilen Wände zu jeder Seite hin engen die Straße weiter und weiter ein, bis sie letztlich mit dem Zion – Mount Carmel Tunnel den Durchbruch durch das rote Felsgestein schaffen. Ein letzter Regenschauer kurz vor dem Tunneleingang wirkt wie eine traurige Verabschiedung aus dem Herzen des Zion Nationalparks, wobei wir bis zum East Entrance des Parks noch immer einige Meilen vor uns haben.

Nur eine Kurve von vielen

Nur eine Kurve von vielen

Auf diesen letzten Meilen im Park ändert sich die Umgebung, und doch bleibt sie gleich. Rotes und durch den Regen glänzendes Gestein dominiert die Straßenränder. Grüne Bäume und Sträucher garnieren die rötlich schimmernden Felsen, deren Gipfel nicht mehr so hoch hinauf in den Himmel ragen wie noch am Beginn unserer Abreise aus dem Zion Nationalpark. Haben wir an Höhe gewonnen, oder sind es die Ausläufer des Parks? Vielleicht auch eine Kombination aus beidem. Die tiefen Einschnitte in die Felsen mit steilen Wänden haben hier deutlich nachgelassen. Je nach Teilstück wirkt es so, als wäre man auf den Gipfeln der Höhenzüge angekommen, dann wieder als wäre man in einem kleineren Canyon.

Das Bild, welches uns die letzten Meilen begleitet hat, ändert sich nur kurz nach Verlassen des Zion Nationalparks schlagartig. Die uns umgebenden Felsen und Gipfel sind verschwunden. Das Land öffnet sich und gibt Blicke frei, die über viele Meilen hin reichen. Fernab, verschleiert vom grauen Dunst der feuchten Luft, ragt unser Ziel aus der Ebene empor: der Bryce Canyon Nationalpark. Wie viele Meilen uns von diesem Moment an trennen: wir wissen es nicht.

Über den grauen Asphalt rollen wir an typisch amerikanischer Szenerie vorbei. Rot-weiß gestrichene Scheunen säumen den ländlich geprägten Abschnitt des Highway 89. Immer wieder passieren wir kleine Orte und lassen zwischen ihnen den Blick über die weite Ebene gen Osten, auf die Ausläufer der aufragenden Felsen, schweifen. Mit dem Wechsel auf die UT-12 liegt das Ziel dann direkt vor uns. Die Straße führt uns von nun an stetig in die Höhe, während die Bezeichnungen der an ihr liegenden Einrichtungen bereits auf den kommenden Nationalpark hinweisen. Zunächst passieren wir allerdings noch den Red Canyon im Dixie State Forest, der sich noch einige Meilen vor dem eigentlichen Ziel befindet und bereits einen ersten Eindruck davon vermittelt, was uns erwarten wird: rote Felsformationen, von Wind und Wetter erschaffen und über Jahrhunderte geprägt.

Nach wenigen Meilen sind die Felsen vorerst wieder verschwunden, die Landschaft öffnet sich und gibt weite Blicke über die Hochebene frei. Als wir das Schild neben uns mit der Aufschrift “Summit 7,777 ft” (=~2.370m) passieren, realisieren wir erst so richtig, auf welcher Höhe wir uns eigentlich befinden.

Keine 15 Minuten später haben wir unser Ziel erreicht: Bryce Canyon City.


Waiting on this for a while now
Paying my dues to the dirt
I’ve been waiting to smile, hey
Been holding it in for a while, hey
Take you with me if I can
Been dreaming of this since a child
I’m on top of the world

Imagine Dragons – On Top Of The World

Nächster Halt: Bryce Canyon Nationalpark

Nächster Halt: Bryce Canyon Nationalpark

Red Canyon: Vorgeschmack auf den Bryce Canyon

Red Canyon: Vorgeschmack auf den Bryce Canyon

Quasi das Tor zum Bryce Canyon Nationalpark: Red Canyon Arch

Quasi das Tor zum Bryce Canyon Nationalpark: Red Canyon Arch