Bremerhaven ist Willkommen und Abschied zugleich.
Abschied nehmen hieß es bis in die 1970er Jahre für unzählige Auswanderer, deren Reise nach Argentinien oder den USA in ein neues Leben hier ihren Anfang nahm. Uns hingegen heißt die Stadt heute Willkommen. Es ist ein warmer Sommertag, der am Anfang noch wolkenlos ist. Aus der Wesermündung dringt mit jedem Windstoß eine angenehm kühlende Brise frischer Nordseeluft in den Neuen Hafen hinein. Entlang der Hafenmauern liegt Volksfestatmosphäre in der Luft, aus der vor allem das Riesenrad hervorsticht: es ist ein kleiner, heller Lichtblick in den Zeiten von Corona.
Unsere Schritte entlang des Hafenbeckes begleitet eine Graumöwe. Es scheint fast so, als lasse sie den Blick ebenso über das Wasser schweifen, wie wir es tun. Für sie ist die Ansicht Alltag. Gegenüber am Kai zeugen historische Schiffe aus dem vergangenen Jahrhundert von den technischen Fortschritten der damaligen Zeit. Doch das eigentliche Highlight liegt auf unserer Seite: die „Gulden Leeuw“ stellt die „Wal“ und auch die „Welle“ in den Schatten.
Nur wenige Meter von der „Gulden Leeuw“ entfernt hängt ein rotes Herz aus Metall an einem Stahlseil. Ohne sich zu bewegen baumelt es in den warmen Sonnenstrahlen im Neuen Hafen. Irgendwo im frischen Nordseewasser unterhalb der Hafenmauer liegt der Schlüssel, der es wieder öffnen könnte. Durch die salzige Luft ist die Oberfläche bereits etwas angegriffen, doch bleibt zu hoffen, dass es noch lange hier für die Verbindung zweier Menschen stehen wird.
Mit jedem weiterem Schritt, den wir entlang des Kais laufen, werden die historischen Schiffe kleiner und kleiner. Dafür liegen in der Marina nun moderne und teure Schiffe – Segelyachten, Motorboote, aber auch kleine Ruderboote. Es wirkt wie ein Querschnitt durch die Gesellschaft, nur dass hier alle gemeinsam an einem Fleck brav im Takt der sanften Wellen schaukeln, eingerahmt von moderner Architektur.
Auf der anderen Seite der Gebäude öffnet sich die Welt. Die Weite der Weser und ihrer Mündung zeigt sich auf von der Krone des Deiches. Links die modernen Häuser mit Ferien- und Eigentumswohnungen, rechts das Ende der nahe Ende der Weser, bevor sie in die Nordsee mündet. Vier, fünf kräftige Schlepper liegen hier an der Schlepperpier, draußen auf der Weser kreuzen einige Segelschiffe, ansonsten wirkt es ruhig. Die großen Pötte liegen etwas weiter nördlich. Es sind weniger, als ich erwartet habe – aber Kreuzfahrtschiffe sucht man derzeit vergeblich. Ebenso die Auswanderschiffe, die es nur noch im nahegelegenen Deutschen Auswandererhaus gibt und wo sich ein Besuch lohnt. Zeiten ändern sich eben gelegentlich.
Dennoch: Bremerhaven hat sich alle Mühe gegeben, uns ein warmes Willkommen zu geben – es hat funktioniert. Doch der Tag im Hafen ist für uns noch nicht ganz vorbei, ein Zwischenstopp in den Havenwelten liegt noch vor uns.
Dazu im nächsten Teil mehr.
The days can’t be like the night
In the summer in the cityJoe Cocker – „Summer In The City“
[…] warmen Wind in Bremerhaven (Teil I) werden wir südwärts über den Deich der Weser getrieben. Unser Ziel ist schon zu sehen: wie ein […]