Die Tage im Sequoia Nationalpark sind vorüber. Für eine Nacht ist ein Hotel in Fresno unser Zuhause, bevor die Reise weiter geht: auf in den Yosemite Nationalpark.

Der Yosemite Nationalparkdas Highlight unserer Reise. 3081 Quadratkilometer pure Landschaft, von 600 bis über 4.000 Meter über Normalnull und Heimat zahlreicher Pflanzen, Tiere und der faszinierendsten Natur, die wir bis dato gesehen haben. Von Fresno aus erreichen wir den Park über den südlichen Eingang an der Californian State Route 41. Für $ 35 erhält man das Ticket, mit dem man schließlich eine Woche lang in den Park einfahren darf.

Bis hierhin ähnelt die Natur sehr der im Sequoia und Kings Canyon Nationalpark, den wir vor zwei Tagen verlassen haben (zu den Beiträgen). Nadelbäume säumen die Wawona Road, die uns immer tiefer in Richtung Herz des Nationalparks führt – in Richtung Yosemite Valley. 17 Meilen lang folgen wir der sich mitten durch die Natur schlängelnden Straße, bevor wir auf die Glacier Point Road abbiegen. Sie führt auf rund 16 Meilen bis zum Glacier Point, einem der bekanntesten Aussichtspunkte des Parks. Immer wieder kommen wir an kleineren Haltepunkten neben der Straße vorbei, die mal mehr, mal weniger lohnenswert sind.

Chinquapin

Chinquapin

Glacier Point Road im Yosemite Nationalpark

Glacier Point Road

Auf dem Weg zum Glacier Point

Washburn Point…

Gut eine Meile vor dem Ende der Straße am Glacier Point fahren wir rechts ran. Der Washburn Point liegt vor uns und die vielen geparkten Autos hier lassen uns neugierig werden, sodass wir spontan auch hier halten. Keine schlechte Entscheidung.

Nur wenige Schritte vom Parkplatz entfernt offenbart sich eine der schönsten Aussichten, die ich je gesehen habe – wenn nicht sogar die schönste. Vor mir liegt der Yosemite Nationalpark mit prächtigen Wasserfällen und massiven Granitfelsen, die bis zum Horizont reichen. Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, wie weit der Blick von hier aus reicht, doch er scheint endlos zu sein. Auf den hintersten Gipfeln liegt noch jener Schnee, der als Merced River den Nevada Fall und den Vernal Fall mit Schmelzwasser speist. Majestätisch scheint der Half Dome über den Wasserfällen zu wachen, während Sekunde um Sekunde die Wassermassen bis zu 180 Meter in die Tiefe fallen.

Die Szenerie wirkt fast unbegreiflich. Sprachlos stehen wir da und lassen den Blick einfach nur schweifen. Es ist noch viel schöner, als wir es uns jemals vorgestellt haben. So schön, dass ich selbst jetzt – fast ein Jahr später – noch kaum glauben kann, dass wir wirklich in diesem Naturparadies gestanden haben. Plötzlich werden wir unterbrochen. Ein Texaner hat mitbekommen, dass wir scheinbar aus Deutschland kommen und fragt uns, ob wir in unserer Heimat auch solche Aussichten hätten. Etwas überrascht und noch etwas im Schwärmen verneinen wir. “Nicht so schön wie diese hier”, antworten wir.

Sagenhaft. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mich die Natur hier jemals so faszinieren würde.

Aussicht am Washburn Point mit Half Dome, Vernal Fall (mittig) und Nevada Fall (rechts)

Aussicht genießen: Nevada Fall

Half Dome vom Washburn Point aus

…und Glacier Point

Am Glacier Point werden wir wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Nicht nur uns begeistert die Natur hier so, sondern auch all die anderen. Stoßstange an Stoßstange und Auto an Auto rollen wir daher im Schneckentempo auf den Parkplatz. Zugegeben, die Aussicht hier ähnelt der vom vorherigen Aussichtspunkt schon arg, zumindest was die Landschaft und den Blick auf die Wasserfälle sowie den Half Dome angeht. Dafür blickt man von hier aus in das Yosemite Valley, sozusagen das touristische Herz des Yosemite Nationalparks und unser Ziel für den nächsten Tag.

Das Tal vor uns wirkt so nah und zugleich so fern. Scheinbar ruhig und still liegt es da. Langsam legt sich der Schatten des späten Nachmittages über das Yosemite Valley und verweigert damit den Yosemite Falls bereits das warme Sonnenlicht. Kaum zu glauben, wie viele Wasserfälle es hier gibt.

Mit den imposanten Eindrücken vom Washburn und Glacier Point fällt es schwer, die unglaubliche Szenerie hinter uns zu lassen. Zu beeindruckend und überwältigend sind die ersten Eindrücke, mit der sich der Park uns vorgestellt hat. Nach einer kurzen Schattenpause im Souvenirladen hier oben treten wir den weiteren Weg in Richtung Groveland an, wo sich unser Hotel für die nächsten Tage befindet.

Fast schon unbemerkt von uns versucht die Natur, uns an der Weiterreise zu hindern. Nur wenige Meilen später zwingt uns eine der bekanntesten Aussichten im Park erneut zum Anhalten.

Weg vom Parkplatz zum Glacier Point

Yosemite Valley und Lower Yosemite Fall (links)

Blick nach Osten

Tunnel View…

Zurück auf der Wawona Road. Mittlerweile sind wir fast im Tal angekommen, als sich die zuvor versprochene Aussicht präsentiert. Vor uns liegt der Tunnel View. Links rahmt die Felswand El Capitan das Tal ein, am hinteren Ende erkennt man den Half Dome und mitten von der schroffen Felswand am rechten Talrand stürzt der Bridalveil Fall rund 190 Meter hinab.

Sind das nicht traumhafte Aussichten?

Tunnel View

Bridalveil Fall

Es scheint fast, als feuere die Natur ein Feuerwerk an Imposanz von Naturschönheiten ab. Bei Perspektiven wie diesen verwundert es nicht, dass der Fotograf Ansel Adams bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner Kamera durch den Yosemite Nationalpark zog und die Landschaft in seinen Bildern festhielt.

Irgendwie kann ich das ganze noch gar nicht so recht glauben. Erst vor wenigen Stunden sind wir hier angekommen und wollten eigentlich nur mal schnell zum Glacier Point. Plötzlich finden wir uns in einer der tollsten Landschaften wieder, die wir je gesehen haben. Schon gleich zu Beginn haben wir uns in die Wasserfälle, die kahlen Granitwände und die weiten Aussichten verliebt.

….und Bridalveil Fall

Der Tag neigt sich bereits langsam seinem Ende zu, sodass sich das gesamte Tal in einem weichen Licht zeigt und den Bridalveil Fall herrlich anstrahlt. Nach nicht einmal zwei Meilen weist uns gänzlich unerwartet ein Hinweisschild auf den Parkplatz des Wasserfalls. Nur wenige hundert Meter von uns entfernt rauscht er mit einem sanften Tosen in die Tiefe.

Über einen Fußweg erreichen wir den Fuß des Wasserfalls. Fein vernebeltes Wasser durchdringt die Luft. Der Wind verteilt die Wassertröpfchen entlang der Felswand und der umliegenden Felsen. Wie ein zarter Schleier wabert die Feuchtigkeit umher und sorgt für ein regenbogenfarbenes Farbenspiel. Dabei verwundert es nicht, dass sich dieses Phänomen auch auf den Namen ausgewirkt hat und er daher seinen Namen “Brautschleier Wasserfall (Bridalveil Fall)” trägt.

Mit dem farbenfrohen und abkühlenden Besuch geht der erste Tag im Naturparadies Yosemite Nationalpark zu Ende. Es ist an der Zeit, die Weiterfahrt nach Groveland anzutreten. Doch schon am nächsten Tag werden wir erneut hier zu Gast sein, dann eingerahmt von den Felswänden im Yosemite Valley, zu Füßen des Glacier Points.

“Into the great wide open
Under them skies of blue”

Tom Petty – “Into the Great Wide Open”

Oberer Teil des Brialveil Falls

Regenbogen am Fuße des Bridalveil Falls im Yosemite Nationalpark